Genderpolitik Gesellschaft Internet und Medien Selbstbestimmung

Tag der Virtuellen Liebe

Online-Fisch sucht digitales Zweirad

 

So oder so ähnlich könnte sie beginnen, die virtuelle Liebe im Internet der 1100101 Möglichkeiten. Das Kennenlernen über eine Single-Plattform, in Chatrooms oder auf anderen Social-Media-Plattformen ist für viele Normalität und das ist gut so. Ob als Beginn zu einer rein virtuellen Beziehung, als Anfang zu einer Fernbeziehung oder der ganz, ganz großen Liebe: Unzählige Beispiele beweisen, dass das Netz dabei erfolgreich unterstützen kann. 

Seit 2001 gibt es dafür den Tag der Virtuellen Liebe, der auf den 24. Juli fällt und international als „Virtuell Love Day“ bekannt ist. Initiiert von Online-Partnerbörsen soll er dazu ermutigen, dass Online-Dating und das Finden einer Partnerschaft auf digitalem Wege genauso üblich sind wie das Kennenlernen beim Shoppen, Tanzen oder am Arbeitsplatz. [1]http://www.kleiner-kalender.de/event/tag-der-virtuellen-liebe/0757c.html

 

Chancen…

Notwendig ist die Erinnerung an diesen Tag, weil sich immer noch Unbeteiligte eine Wertung herausnehmen, wenn die Aussage im Raum steht: „Ich habe mich auf einer Datingplattform angemeldet“. Allem Anschein nach ist diese Form für viele zu direkt, zu forsch, das „Schicksal“ herausfordernd. Dabei nehmen die erwachsenen Nutzer ihr Glück selbst in die Hand, sind ihres Glückes Schmied. Anstatt das anzuerkennen,  werden die Menschen, die sich offen zu solchen Plattformen bekennen, leider oftmals abgewertet, belächelt. Mitunter spielt auch Scheu oder ein falscher Eindruck von solchen Plattformen dabei eine Rolle. Zumindest führt es dazu, dass viele Pärchen lieber verschweigen, wo sie sich kennen und lieben gelernt haben, oder erfinden irgendeine banale Story, um sich nicht einer Wertung ausgesetzt zu sehen oder sogar dafür rechtfertigen zu müssen, dass man sich im Netz über den Weg gelaufen ist.

Die digitalen Medien und Onlineplattformen eröffnen eine Vielzahl an Begegnungen mit Menschen, die sich ansonsten nie kennengelernt hätten, weil Hunderte oder Tausende von Kilometern zwischen ihnen liegen. Wir sind mit all unserer Technik und dem Wissen von heute in einer Zeit, die Julius Huxley und Abraham Maslows schon im letzten Jahrhundert als Zeitalter des Transhumanismus (philosophische Denkrichtung) bezeichnet haben. [2]https://de.wikipedia.org/wiki/Transhumanismus Transhumanismus heißt hierbei eine Erweiterung der menschlichen Grenzen von intellektueller, psychischer und physischer Ebene mit Hilfe von Technik. Virtuelle Realitäten oder ganz einfach das Telefon, eine Fülle von Haushaltsgeräten und Computer sind solche Erweiterungen. Sie entlasten uns von teils mühseligen oder hochkomplexen Arbeiten oder erleichtern Arbeitsabläufe. Mit Corona wurden Arbeitstreffen im Netz Normalität –  aber für das Kennenlernen auf Datingplattformen gilt dies noch nicht.

 

…und Risiken

Bei aller Hoffnung, Romantik und dem frischen Wind im Kopf sollte auch immer etwas Vorsicht dabei sein. Hinter den Vorteilen eines anonymen Kennenlernens haben auch Betrüger unterschiedlichster Art immer eine Möglichkeit, unter dem Deckmantel der angeblichen großen Liebe zu agieren. Mit vermeintlichen Notlagen oder Engpässen werden nicht selten finanzielle Hilfestellungen gefordert.

Auch kann bei einem ersten analogen Treffen nicht die erwartete Person aus dem Internet erscheinen, sondern Kriminelle, deren Intentionen nichts mit Schmetterlingen im Bauch gemein haben. Hilfreich sind daher mindestens beim ersten realen Date eine zweite Person im „Inkognito-Modus“ mitzubringen und/oder das Treffen an einem stark frequentierten Ort zu verabreden.