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Stadt für Alle: Antworten zur Zukunft der Braunschweiger Innenstadt

DIE FRAKTION P² erreichte ein Fragenkatalog von regionalheute.de zur Zukunft der Braunschweiger Innenstadt, zu ihrer weiteren Entwicklung mit den Schwerpunkten Verkehr und Handel. Hier alle Fragen des Online-Magazins:

1. Wie steht die Fraktion zur Raumverteilung in der Innenstadt? Sollten aus Ihrer Sicht gewisse Verkehrsmittel bevorzugt werden? Wenn ja, welche?
1.1. Wie steht die Fraktion zum Konzept einer autofreien Innenstadt?
2. Wie beurteilt die Fraktion das aktuelle Verkehrskonzept der Stadt Braunschweig?
2.1. Was würde die Fraktion hieran ändern? Welche Alternativen schlägt die Fraktion vor?
3. Wie würde die Fraktion gewährleisten wollen, dass auch Menschen aus dem Umland weiterhin Zugang zur Braunschweiger Innenstadt haben?
4. Wie beurteilt die Fraktion die aktuelle Politik der Stadtverwaltung bzgl. der Braunschweiger Innenstadt?
5. Sieht die Fraktion den klassischen Einzelhandel als tragfähiges Zukunftskonzept für die Braunschweiger City?
5.1 Wenn ja, warum? / Wenn nein, welche Alternativen sieht die Fraktion?
6. Welchen Umgang mit leerstehenden Großimmobilien in Citynähe (etwa Galeria) schlägt die Fraktion vor?

Christian Bley
    Die Beantwortung übernahm Ratsherr Christian Bley
    planungs- und umweltpolitischer Sprecher
    von DIE FRAKTION P².

    Einige Fragen wurden zusammen beantwortet.


1. Wie steht die Fraktion zur Raumverteilung in der Innenstadt? Sollten aus Ihrer Sicht gewisse Verkehrsmittel bevorzugt werden? Wenn ja, welche?

    Grundsätzlich sollte umweltfreundlicher Verkehr bevorzugt werden. Viele Straßen sind als Autostraßen im letzten Jahrhundert konzipiert worden. Durch das geänderte Umweltbewusstsein und die damit einhergehenden Mengenänderungen beim nicht motorisierten Individualverkehr und den motorisierten Massenverkehr sind die Straßen heutzutage überdimensioniert für die alleinige Nutzung durch KFZ. Bestes Beispiel ist die Kurt-Schumacher-Straße. Je mehr Menschen den öffentlichen Personennahverkehr oder das Rad nutzen umso mehr Fläche wird frei um Busspuren einzuführen oder komfortable und sichere Fahrradwege zu schaffen.

1.1. Wie steht die Fraktion zum Konzept einer autofreien Innenstadt?

    Der Konzeptionierung einer autofreien Innenstadt stehen wir offen gegenüber. Geklärt werden sollte vorher die Begriffsdefinition von Innenstadt: innerhalb des Cityringes, des Okerumflutgrabens oder räumlich noch weiter gefasst. Grundsätzlich müssen dazu weitere Dinge umgesetzt werden: Eine sehr gute Anbindung der öffentlichen Verkehrsmittel regionsweit sowie der Ausbau von P+R-Plätzen. Die Erreichbarkeit von Parkhäusern würde weiterhin gegeben sein, jedoch braucht Braunschweig auch ausreichend Abstellmöglichkeiten für alle Arten von Fahrrädern. Diese sind jetzt schon zu wenig.

2. Wie beurteilt die Fraktion das aktuelle Verkehrskonzept der Stadt Braunschweig?

    Das derzeitige Konzept ist von 1998 und somit längst von der Realität überholt worden. Die Erarbeitung eines umfassenden Mobilitätsentwicklungsplans läuft. Dieses betrachtet alle Verkehrsteilnehmer und bezieht die Entwicklung des veränderten Verkehrsverhaltens der letzten Jahre mit ein. Vor 2022 wird das jedoch nicht vorliegen. Klar ist aber jetzt schon, dass der Radverkehr bedeutend zugenommen hat und weiter zunehmen wird. Somit werden mehr Verkehrsflächen dafür benötigt und weniger für KFZ. Auch werden Verkehrsteilnehmer mit neuen Fortbewegungsmitteln wie E-Scooter betrachtet und zukünftig eine größere Rolle spielen.

2.1. Was würde die Fraktion hieran ändern? Welche Alternativen schlägt die Fraktion vor?
3. Wie würde die Fraktion gewährleisten wollen, dass auch Menschen aus dem Umland weiterhin Zugang zur Braunschweiger Innenstadt haben?

    Braunschweig muss den Sprung von der Autostadt zu einer Stadt für Alle schaffen – auch für die, die sich nicht einzeln in Blechbüchsen fortbewegen. Regionsweit wird der ÖPNV seit einiger Zeit ausgebaut, attraktive Radfernverbindungen bestehen bereits und weitere sind in Planung. Für alle Anderen gibt es P+R-Plätze. Doch solange diese derart unattraktiv sind und das Parken in der Innenstadt billiger ist, als ein Bus-und Bahnticket werden die P+R-Plätze weiterhin auch nicht angenommen werden. Hier braucht es ein Umdenken seitens der Stadt und der BSVG.
    Überhaupt bieten nicht ausgelastete Parkhäuser großes Potential. Freie Plätze könnten zu Abstellflächen oder -anlagen für Fahrräder werden. Und auch die Abstellflächen an Haltestellen des ÖPNV sind ausbaufähig. Solche Angebote können zur Änderung von Verkehren führen – damit ergeben sich Lenkungsmöglichkeiten.

4. Wie beurteilt die Fraktion die aktuelle Politik der Stadtverwaltung bzgl. der Braunschweiger Innenstadt?
5. Sieht die Fraktion den klassischen Einzelhandel als tragfähiges Zukunftskonzept für die Braunschweiger City?
5.1 Wenn ja, warum? / Wenn nein, welche Alternativen sieht die Fraktion?

    Der Innenstadtdialog kommt hoffentlich nicht zu spät. Der klassische Einzelhandel ist schon seit längerem kein tragfähiges Konzept mehr. Viele Innenstädte ähneln sich zusehens, einheitliche Warenhausketten, gleiches Sortiment. So wandert Kaufkraft ab und der Tourismus leidet mit.

    Erfolgreiche Innenstädte setzen auf vielfältiges Publikum, vielfältige Angebote. Ihr Augenmerk richtet sich auch auf das Drumherum, die Platzverhältnisse auf Verbindungswegen, Verweilmöglichkeiten ohne Verzehrzwang, viel Grün auch auf den Laufwegen, Kinderspielplätze in der Innenstadt, Kunst im öffentlichen Raum – das alles schafft Wohlfühlatmosphäre! Dazu gehört auch der Servicegedanke wie Liefer- und Aufbewahrungsangebote in der Stadt. Denn potentielle Käufer brauchen mittlerweile mehr Anreize, um sich überhaupt in die City zu bewegen – nur Geld ausgeben können sie auch im Internet. Es wird also das Zusammenspiel aller Akteure im Innenstadtdialog notwendig sein, um die Innenstadt weiter zu beleben.

    Auch das Logistik-Problem der letzten Meile – also das letzte Teilstück des Anlieferungsweges von Warenlieferungen in die Innenstadt wird nur gemeinsam zu lösen sein. Da ist man im Gespräch. Generell hoffen wir auf eine bessere Vernetzung der Händler untereinander sowie mit den Logistikunternehmen gerade angesichts der Problematik der Lieferwege.

6. Welchen Umgang mit leerstehenden Großimmobilien in Citynähe (etwa Galeria) schlägt die Fraktion vor?

    Möglichkeiten wie Abriss, Umbau oder Umnutzung stehen zur Auswahl. Leerstand ist keine Option. Letztendlich ist die Frage was man darin umsetzten möchte: Schulen wie z.B. Musikschule, barrierefreie Wohnprojekte, Büroräume, Indoor-Freizeitangebote, innenstadtnaher Jugendtreffpunkt, Fahrradparkhäuser, Coworking spaces, offene Kreativräume? Oder Abriss, um neue Wegeverbindungen zu schaffen, wie den Eingang ins Magniviertel? Vielleicht den alten Hortentunnel für Bars und eine offene Bühne nutzbar machen? Ideen gibt es da sicherlich reichlich. Wichtig ist, dass es eine Innenstadt für Alle und alles wird – ansonsten wird es eine Innenstadt für Niemanden.

Zuerst erschienen die Antworten unter regionalheute.de:
https://regionalheute.de/braunschweig/zukunft-innenstadt-braunschweiger-verkehrswende-das-sagt-die-politik-1606982455/
https://regionalheute.de/braunschweig/zukunft-innenstadt-wie-die-braunschweiger-politik-die-einkaufsmeile-retten-will-1606881602/